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Foto: Iconic-Cycles

Triumph Bonneville TT Special von Iconic-Cycles

Für die sportlichen Jungs ohne Glanz- und Putzfimmel! Die Replika einer Triumph Bonneville TT Special von Iconic-Cycles Ltd. erinnert an die unschlagbare Lässigkeit der kalifornischen „Desert Sleds“.

Wer klassische Engländer der 1960er Jahre liebt, grobstollige Scrambler allen Café Racer-Klappstühlen vorzieht und jede Form von Hochglanz- und Polierfimmeligkeit mit Verachtung straft, der muss von diesem Motorrad einfach begeistert sein! Brit-Bike-Spezialist Arne Petersen alias Iconic-Cycles Ltd. hat eine grandiose Triumph Bonneville TT Special-Replika auf die Stollenreifen gestellt, die mit ihrer Mischung aus diversen Triumph-Bauteilen den lässigen Look der amerikanischen „Desert Sleds“ auf den Punkt genau trifft. Mit ihrem alten, matt gewordenen Tank könnte diese TT Special beinahe anstandslos als Zeitzeuge der wilden 1960er Jahre durchgehen, in denen motorradbegeisterte Kalifornier begannen, die Wüstenpisten ihres Bundesstaates umzugraben.

Vorbild Triumph Bonneville T120TT

Als Triumph 1966 seine neue Bonneville T120 mit 650 ccm Hubraum vorstellte, war der Gegenwind der Konkurrenz für den englischen Hersteller bereits rauher geworden. Neue, hubraumstärkere Motorräder aus Japan drängten auf den lukrativen US-Markt und zwangen die Ingenieure aus Meriden, ihre Bikes einer intensiven Modellpflege zu unterziehen. Mehr Leistung, mehr Zuverlässigkeit und weniger Vibrationen hießen die Gebote an die Entwickler, um das Image der Parallel-Twins als herausragende und leistungsfähige (Sport-)Motorräder zu bestätigen.

Für die Straßenversion der Bonneville fand das Kürzel T120R Verwendung; T120C wurden die Off-Road / Street Scrambler-Varianten genannt. Für den reinen Sporteinsatz kam 1966 dann noch das abgespeckte Modell T120TT ins US-Programm, das umgangssprachlich meist als „TT Special“ bezeichnet wurde und das der Iconic Cycles-Replika als Vorlage diente. Hauptmerkmale der TT waren die fehlende Beleuchtung sowie die unter dem Motor geführte Auspuffanlage ohne jegliche Schalldämpfung.

Teilemix aus 1970 und 1981

Ihr gutes Aussehen verdankt die TT-Replika im wesentlichen dem ausgeblichenen 3-Gallonen-Tank. Der innen konservierte Behälter bildet mit seinen Narben einen genialen Kontrapunkt zu den ansonsten perfekt aufgearbeiteten Motor- und Fahrwerksteilen der Maschine. Mit diesem Motorrad löst sich Arne Petersen erstmalig von seiner bisherigen Originalitäts-Doktrin und präsentiert stattdessen einen wilden Triumph-Mix mit Mut zur Patina. Sein „Desert Sled“ mit Bauteilen aus zwei Jahrzehnten soll an ein cooles Bike von 1966 erinnern und einfach nur sehr gut aussehen und fahren.

Basis seiner Maschine ist eine 1981er T140 mit 750 ccm, deutscher Zulassung sowie „Matching Numbers“ für Fahrgestell und Motor. Der Oil-in-Frame, die Schwinge und die hintere Scheibenbremse wurden behalten. Der Motor wurde komplett überholt und mit einem Tiger-Zylinderkopf versehen, der mit seinem einzelnen Amal-Vergaser auch sehr gut zum Traktor-Charakter der Maschine passt. Zusätzlich hat Petersen noch einen Ölkühler installiert. Die Leistung seiner Triumph schätzt er auf ca. 50 PS bei etwa 5000 u/min. Gut für 180 km/h.

Die Front stammt von einer 650er aus dem Jahr 1970. Zum Einsatz kommt hier eine stilechte „Conical Hub“ – Duplex-Bremse, dazu Alu-Schutzbleche und 7 Zoll Scambler-Scheinwerfer. Die Seitendeckel sind Reproduktionen, die den Look der alten 63er bis 69er Modelle mit separatem Öltank nachahmen sollen. Ochsenaugen-Blinker und Rücklicht aus dem Zubehör-Handel. Die Sitzbank wurde angefertigt vom Hamburger Sattler Kinzlin. Die Replika-Endschalldämpfer verfügen über einen Hauch von Dämpfung. Als Bereifung kommt der moderne Continental TKC 80 in den Größen 3.50 x 19 vorne und 4.00 x 18 hinten zum Einsatz. Noch etwas vergessen? Ach ja, der Lenker ist tatsächlich ein TT-Original.

Wie fährt sich das Ding?

Erst denkt man schon, das ist ein Fahrrad! Die Sitzhöhe ist so niedrig und der Po schiebt so weit nach hinten. Die Fußrasten heben die Knie ungewohnt weit noch oben. Dazu ist der 3-Gallonen-Tank so zierlich, dass ihn die Knie erst einmal finden müssen. Im Verhältnis zum schmalen Motorrad wirkt der Lenker extrem breit.

Kickstarter in die Waagrechte, den Gasgriff einen Tick öffnen: die TT kommt sofort. Der wunderbare, unnachahmliche Briten-Sound ertönt, mit dem sich das Bike ab jetzt energisch die Straße freibellen wird. Die Kupplung greift recht spät. Zweiter, dritter, vierter, fünfter Gang sind zügig und geräuschlos durchgeschaltet. Der Motor hängt sehr gut am Gas, dreht gierig hoch und macht das Schalten auf der Landstraße, dank seiner Durchzugskraft, fast überflüssig. Dazu ist die Triumph sehr handlich, aber, trotz der groben Stollenreifen und des breiten Lenkers, nicht nervös. Erstaunlich, dass die Vibrationen garnicht dem berüchtigten Engländer-Klischee entsprechen. Wie hoch kann man das Ding denn gefahrlos drehen?

Es ist eine Schande, doch Feldwege müssen wir uns leider verkneifen, obwohl die Triumph da so gerne hinwill. Aber wir sollen das gute Stück ja nicht einsauen und außerdem fehlt noch der Pancake-Luftfilter. Trotzdem kann man sich leicht vorstellen, wie diese agilen und kräftigen Gelände-Maschinen bis Ende der sechziger Jahre die Konkurrenz in Schach halten konnten. Erst die leichten Zweitakter von Honda, Husqvarna & Co. waren am Ende in der Lage, die Motorräder „Made in England“ vom Thron zu stürzen.

Diese Replika ist ein wildes, unangepasstes Bike. In ihrem Vintage-Look erinnert die Triumph an die lange zurückliegenden „Heydays“ des britischen Motorradbaus, in denen geschickte Schrauber – auch ohne Ingenieur-Studium – das Optimum aus ihren Maschinen herausholen konnten. Wer also klassische Engländer der 1960er Jahre liebt, grobstollige Scrambler allen Café Racer-Klappstühlen vorzieht und jede Form von Hochglanz- und Polierfimmeligkeit mit Verachtung straft: Mit Zulassung möchte Arne Petersen seine Triumph Bonneville T120TT-Special für rund 10.000 Euro verkaufen. Zugreifen!

Autor: Achim Bartscht

Weitere Informationen zum Thema

WS: iconic-cycles.com
WS: webbikeworld.com

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