Ein Hobby braucht der Mensch! Sind es heute alte Motorräder, so waren es früher die Plastikmodelle von Airfix. Und besonders die lebendigen Gemälde von Roy Cross auf den Verpackungen der Bausätze sind bis heute in Erinnerung.
Nein, friedlich war es in meinem Kinderzimmer nicht. Das größte Regal war aufgefüllt mit WW II-Flugzeugen der Luftwaffe, RAF und USAAF im Maßstab 1:72, flankiert von Panzern und Schiffen aus der gleichen Epoche. Alle waffenstarrend, originalgetreu „verschmutzt“ und teilweise „beschädigt“ vom harten Einsatz.
Im Raum stand immer ein wenig der Geruch von Farbe und Kleber, und wenn Mama beim Abstauben (was eigentlich strikt untersagt war) wieder eine Antenne geknickt hatte, hing der Haussegen schief.
Der neue Airfix-Katalog
Damals schon konnte ich spielend technische Details wie Vorflügel, Landeklappen, Quer-, Höhen- und Seitenruder benennen und aus dem Stand ein Referat über jeden Flugzeugtyp halten (was bei meinen ´68er Lehrern aber keine rechte Resonanz erzeugte).
Und wenn einmal im Jahr der neue Airfix-Katalog herauskam, beschränkte sich der Familienkontakt für eine gute Weile auf die gemeinsamen Essenszeiten. Ein wahres Märchenbuch!
Von den Szenen auf den Verpackungen der alten und der neu ins Programm genommenen Bausätze, wunderbar präzise und voller Dramatik dargestellt, konnte ich einfach nicht genug bekommen. Mein Favorit bis heute: B-17 Flying Fortress ‚A Bit O´Lace‘ wird von FW 190 angegriffen. Die Boeing schießt aus allen Rohren, doch ein Motor brennt bereits…“ Ganz großes (Kopf-)Kino in einer Zeit ohne Spielekonsolen.
Box Art von Roy Cross
Verantwortlich für die „Airfix Box Art“ war der Maler und Zeichner Roy Cross, der von 1964 bis 1974 die Gestaltung der Kartons verantwortete und mit seinem Stil ganz erheblich zum Erfolg des Unternehmens beitrug. So waren seine Motive nicht nur äußerst detailgenau ausgeführt, sondern fast immer auch in besonders dramatischen (Kampf-)Situationen dargestellt. Es wurde geschossen, es qualmte und es ging eigentlich immer um Leben und Tod – wunderbar!
Typischerweise ist Roy Cross ein schmaler, freundlicher britischer Gentleman mit großer Brille, der allenfalls den Blattläusen seiner Rosen Gewalt antun könnte. Heute widmet er sich übrigens mit Erfolg dem Genre der Marine-Malerei, deren Bilder von Sammlern sehr großzügig vergütet werden.
Mit dem Herzen dabei
Die kleinen Modelle aus Plastik habe ich mittlerweile gegen ein Original aus Stahl, Aluminium und Gummi getauscht. Und Flugzeuge sind´s auch nicht mehr, sondern eine BMW R 60/7. Aber irgendwie steckt noch immer etwas von damals in diesem Motorrad-Ding. Man ist halt mit dem Herzen dabei, und vielleicht lernt man die notwendige Hingabe und Geduld für spätere Dinge bei dem Hobby, das einem als Junge wichtig war.
Das oben gezeigte Bild der BMW R 69 stammt natürlich ebenfalls von Roy Cross und ist für mich wie ein kleiner Brückenschlag zwischen damals und heute. Ein schönes Motiv. Eine schöne Zeit.
Autor: Achim Bartscht
Mehr zu Roy Cross
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