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Zero SR/F - Herstellerfoto

Zero SR/F – eine Probefahrt

Elektro-Motorräder im Allgemeinen haben sich noch nicht so richtig aufgedrängt. Doch bei der Probefahrt mit der neuen Zero SR/F trifft auch unseren Autor der Elektronenstrahl ins Herz!

Eigentlich bin ich ein Motorrad-Nostalgiker, der in den 1980er Jahren mit qualmenden Zweitakt-Mokicks großgeworden ist. Damals enthielt Benzin noch Blei, laut war schnell und reflektierende Jäckchen trugen nur Schülerlotsen. Alle meine kleinen und großen Maschinen hatten seitdem Vergaser und Speichenräder. (Mit meiner alten BMW R60/7 fahre ich noch immer in dieser Epoche.) Bin ich also – vom Alter wie von der Kraftstoffseite her gesehen – der fossile Typ? Eine Probefahrt mit der brandneuen Zero SR/F sollte klären, ob mich auch die elektrische Antriebstechnik zu begeistern vermag. Um es kurz zu machen: Diese Probefahrt war wirklich sehr, sehr beeindruckend.

Einfach mal ausprobieren

Es ist natürlich Geschmackssache, aber die SR/F, die der kalifornische Hersteller Zero Anfang 2019 auf dem europäischen Markt vorstellte, kann als erstes serienmäßiges E-Motorrad auch äußerlich überzeugen. Die große Batterie wird in einem offenen Gitterrohrrahmen sehr gut in Szene gesetzt und das gesamte Styling der Maschine wirkt modern und aus einem Guss. Die Möglichkeit zur Probefahrt beim Hamburger Händler Tecius & Reimers aus Eidelstedt wollte ich unbedingt wahrnehmen, um mir mithilfe der SR/F einen eigenen Eindruck vom neusten Stand der E-Motorradtechnik zu verschaffen. Und 110 PS in Kombination mit 190 Nm Drehmoment und 220 kg Gewicht klingen ja auch nicht gerade nach einer Spaßbremse.

Zieht einem die Arme lang

Erster Eindruck: schlichtes Cockpit, niedrige Sitzhöhe und eine entspannte Sitzposition. Keine Kupplung, kein Getriebe, dafür eine sehr sanfte „Gas“-Annahme und natürlich überhaupt kein Motorengeräusch! Nach einer Weile Stop-and-go endlich offene Landstraße und einmal kurz das Gas (Wie nennt man das jetzt eigentlich bei einem E-Motorrad? Wir bleiben beim Gas!) aufgedreht. Was dann passiert, muss jeder Motorrad-Fan einmal auf einer Zero SR/F-Probefahrt selbst erleben. Absolut mühelos, völlig ohne Krawall und Hektik, zieht einem die Zero SR/F die Arme lang, dass es eine wahre Freude ist. Und dabei war das nur ein kleiner Lupfer am Gasgriff! Schaltet man in den Sport-Modus, will das Motorrad sogar noch quicker und zackiger beschleunigen. Lange Kolonnen auf Landstraßen zu überholen ist damit überhaupt kein Problem. Das Ding zischt, mit knapp über drei Sekunden von 0 auf 100 km/h, so mühelos nach vorne wie ein Laserstrahl. Das macht richtig Laune!

Sanft, mit Nachdruck oder brachial, der Durchzug beziehungsweise die Beschleunigung der SR/F begeistern. Aber auch beim Gas-Wegnehmen und der eintretenden Rekuperation gibt es keinerlei Reaktionen, an die man sich erst gewöhnen müsste. Fahrwerk und Bremsen sind – auch dank elektronischer Helferlein – absolut auf der Höhe der Zeit. Im langsamen Schiebebetrieb kommt vom Motor ein wenig Geräusch, ansonsten herrscht völlige Stille seitens des Antriebs, der seine Kraft übrigens mittels Zahnriemen auf das Hinterrad überträgt. Das ganze ist ohne jede Übertreibung ein fantastisches Fahrerlebnis, das mit einem sehr leisen Helm noch unwirklicher erscheinen würde. Und da ist noch ein Ding, dass einem an der Ampel und besonders im Sommer positiv auffällt: Dieses Motorrad wird nicht heiß. Ein weiteres Detail, das dem modernen E-Motorradfahren innewohnt und Pluspunkte verdient. Ganz im Ernst, das Paket SR/F macht richtig Spaß und ich fange schon an zu überlegen, wie ich das Fahrwerk für meine Belange abstimmen würde.

Begeisternd, aber sehr teuer

Nach knapp zwei Stunden Probefahrt über die norddeutschen Dörfer Pinneberg, Tornesch, Elmshorn, Barmstedt muss ich über die A23 zurück nach Hamburg-Eidelstedt. Eine gute Gelegenheit, der SR/F noch einmal ordentlich die Sporen zu geben, immerhin soll sie für 200 km/h gut sein. Dabei zeigt sich der erste Nachteil der Zero SR/F: Bei Fahrten über 130 km/h zieht sie in Windeseile den Saft aus der Batterie. Ganz klar, für die Autobahn und für lange Strecken ist sie nicht geeignet. Realistisch erscheint eine Alltagsreichweite von gut 140 Kilometern, bis die SR/F wieder an die Ladesäule muss. Das reicht (nur) für die Hausstrecke im Umland. Der zweite Nachteil ist der hohe Preis. Mindestens 20.490,- Euro kostet die Maschine beim Händler. Und für das Premium-Modell mit dem 6 kW-Schnelllade-System sind sogar 23.465,- Euro zu zahlen. (Mit dieser Ausstattung kann die SR/F dann innerhalb einer Stunde auf 95% aufgeladen werden.) So oder so, für mich sind diese Zahlen leider eine Nummer zu groß.

Und hat uns die Zero SR/F jetzt überzeugt? Uneingeschränkt ja! Die Kombination aus gelungenem Design, müheloser Handhabung und hervorragenden Fahrleistungen ohne Lärm und Abgase ist wirklich begeisternd. Meine ehrliche Empfehlung an alle Skeptiker und Sympathisanten von E-Motorrädern: Unbedingt einmal Probefahren! (In Hamburg bei Tecius & Reimers.)

Autor: Achim Bartscht

Weitere Informationen zum Thema

WS Zero: zeromotorcycles.com/de/
WS Tecius & Reimers: tr-autos.de

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