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Iconic-Cycles Ltd.

Triumph Grand Prix von Iconic-Cycles Ltd.

Die Triumph Grand Prix T100 war nie ein Production Racer der Spitzenklasse, aber sehr beliebt bei den Rennsport-Amateuren. Die von Iconic-Cycles Ltd. restaurierte Maschine ist ein Symbol für die ungebrochene Rennsport-Leidenschaft der Briten in der Nachkriegszeit.

Der Triumph-Chef wollte sie erst nicht haben. Ihre Motorenbauteile stammten aus einem Stromgenerator für die Luftwaffe. Und nach ihrem fulminanten Debüt vor großer Kulisse – dem Sieg beim Manx Grand Prix von 1946 – konnte sie nie wieder ein bedeutendes Motorradrennen für sich entscheiden. Dennoch waren die britischen Rennsport-Amateure von der Triumph Grand Prix T100 begeistert und drängten den Hersteller zwischen 1947 und 1950 zur Produktion von annähernd 200 Replikas. Der Motor der Grand Prix entwickelte 40 PS bei 7200/min. Er war damit in der Lage, untermalt von einem phantastischen Auspuffton, die Maschine bis auf 120 miles per hour beziehungsweise auf knapp 200 km/h zu beschleunigen. Zwar konnte sich die Triumph in den ganz großen Rennen nie gegen die heimische Konkurrenz von Norton, Vincent oder Velocette durchsetzen. Bei den unzähligen kleineren Veranstaltungen in den Nachkriegsjahren erwies sich der bezahlbare „over-the-counter-racer“ jedoch als echter Hecht im Karpfenteich.

„A squared P squared“ als Basis

Die Entwicklung der Grand Prix war schwierig, denn die Abneigung des mächtigen Triumph-Geschäftsführers Edward Turner gegen den Straßenrennsport („Let Nortons lose their shirts racing!“) zwang die rennbegeisterte Triumph-Entwicklungsabteilung dazu, im Verborgenen zu arbeiten. Um Gewicht und Kosten zu sparen, griff das Team unter der Leitung von Freddie Clarke zu Bauteilen eines mobilen Stromgenerators, den Triumph im Krieg, unter anderem für den Einsatz in Bombern der Royal Air Force, konstruiert und gebaut hatte. Zylinder und Zylinderkopf des Airborne Auxiliary Power Plant (AAPP), von den Triumph-Arbeitern salopp „A squared P squared“ genannt, waren aus Leichtmetall gefertigt und trugen entscheidend dazu bei, dass die käufliche Triumph Grand Prix mit 155 kg beeindruckende 25 kg weniger wog als eine Norton Manx. Obendrein waren die Lagerbestände voll mit den nach Kriegsende wertlos gewordenen Generator-Teilen, die dann mithilfe klassischer Tuningmaßnahmen auf eine konkurrenzfähige Leistung gebracht wurden.

Die untere Motorenhälfte der Grand Prix bestand weitestgehend aus dem handelsüblichen Tiger 100 Motor. Typisch für die Production Racer waren die senkrechten, quadratischen Zylinderkopf-Kühlrippen sowie Angüsse am Zylinderblock, an denen die ursprüngliche Lüfterhaube des Stromgenerators befestigt wurde. Typisch war allerdings auch, dass der Zweizylinder-Motor sehr schnell überdreht werden konnte (die Nenndrehzahl lag bei 7200/min; der rote Bereich begann bei 7400/min) und die Pleuellager äußerst empfindlich auf Fremdkörper im Öl reagierten. Alles in allem war das Triebwerk dann doch zu fragil für den mechanischen Stress der langen Straßenrennen.

Mehr Erfolg abseits der Straße

Seine nachträgliche Zustimmung zum diesem Straßensport-Projekt musste Ed Turner schon 1948 bereuen. Insgesamt sieben Triumph Grand Prix gingen bei der prestigeträchtigen Senior TT auf der Isle of Man an den Start… und fielen prompt vor den Augen der Weltöffentlichkeit aus! Wesentlich erfolgreicher waren die leichten Aluminium-Motoren dann in dem gedrosselten Offroad-Modell TR5 Trophy, das über sehr lange Zeit den Gelände- und Trialsport dominieren konnte. Und in Form der begehrten Renn-Kits blieb auch der Geist des Modells Grand Prix noch lange nach 1950 präsent. Eine insgesamt doch sehr beachtliche Bilanz für einen alten Stromgenerator!

Ein Fund auf Sri Lanka

Arne Petersen von Iconic-Cycles Ltd. kam 2012 zu seiner Grand Prix. Ein Freund war auf einer Reise durch Sri Lanka auf eine alte Renn-Triumph gestoßen. Er konnte das Motorrad am Telefon nicht gut beschreiben, nur dass es so einen „komischen Motor“ habe, dessen „Zylinderkopf rechteckig und wohl aus Aluminium“ sei. An dieser Stelle überkam Petersen zum ersten Mal eine Ahnung, dass dieser Fund womöglich eine jener 200 Triumph Grand Prix-Replikas sein könnte, die im Optimalfall, also mit lückenloser Historie, prominentem Fahrer oder Vorbesitzer, auf fast 100.000 Euro taxiert werden. Der Freund kaufte das Motorrad in Petersens Auftrag für 1500 Euro und schickte es per Container nach Hamburg.

Die Grand Prix war in einem sehr schlechten Zustand. Die Radlager waren hinüber, die Speichenaufnahmen der Felgen ruiniert, der Tank rostig, der Motor und das Renngetriebe bedurften einer Totalrevision. Doch war es tatsächlich eine von 200? Nun, Arne Petersen kann leider bis heute nicht bestimmen, ob die Maschine eine der Original-Replikas oder ein Nachbau aus Race Parts ist, die seinerzeit auch einzeln erhältlich waren. Er besitzt auch keine Dokumente oder konkrete Hinweise zum Vorbesitzer. Ein britischer Commonwealth-Beamter muss es wohl gewesen sein, der die Maschine ins damalige Ceylon brachte. Das Motorrad hatte eine Straßenzulassung und der Besitzer soll sogar Rennen gefahren sein. Irgendwie verlor sich die Spur des Beamten. Ceylon wurde unabhängig, nannte sich später Sri Lanka und die Triumph, ein Spielzeug westlicher Männer, wurde von den Einheimischen zur Seite gestellt und vergessen.

Aus Leidenschaft für den Rennsport

Für Arne Petersen ist die Grand Prix etwas ganz Besonderes. Ihn fasziniert der Spirit dieser Rennmaschine, bei der nur der vordere Teil des Rahmens ein Produkt der Großserie war. Alles andere wurde speziell angefertigt. Und das nach einem sechs Jahre währenden Weltkrieg, den Großbritannien nur unter größten Opfern, mental ausgelaugt und finanziell ruiniert überstanden hatte. Die Kriegswirtschaft musste wieder auf zivile Produktion umgestellt werden. Rohmaterial war äußert knapp. Die Regierung hätte am liebsten jedes Kilo Stahl in Exportprodukte gesteckt, um an Devisen zu kommen. Doch „Racer“ vom Schlage des Triumph-Entwicklungschefs Freddie Clarke waren einfach nicht unterzukriegen. Sie berauschten sich schnell wieder an starken Motoren und rasanten Rundenzeiten. Und so steht die Triumph Grand Prix auch für die große und leidenschaftliche Rennsportliebe der Briten, an der sie, selbst in schweren Zeiten, stets festgehalten haben.

Mister Petersen aus Büchen wird seine Grand Prix jedenfalls nicht verkaufen. Er will sie, wie die Boys von damals, einfach nur fahren. Und zwar schnell und laut!

Autor: Achim Bartscht

Weitere Informationen zum Thema

Buch 1: Lindsay Brooke: Triumph : A Century of Passion and Power
Buch 2: Roy Bacon: Triumph 2- und 3-Zylinder
WS: iconic-cycles.com

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3 Antworten

  1. Hi Arne, ich würde wirklich gerne herausfinden, wer die Grand Prix nach Ceylon / Sri Lanka brachte und mit ihr dort gefahren ist. Ich habe da immer einen schrulligen Engländer vor Augen, der auf einer selbstgebauten Rennstrecke im Urwald seine einsamen Runden dreht und dabei die Affen und Vögel aufschreckt. Vielleicht mache ich daraus eine Kurzgeschichte: „Captain Villers is racing again!“

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