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Foto: Iconic-Cycles

Triumph Desert Sled von Iconic Cycles

So geht kernig: der Triumph Desert Sled von Iconic Cycles Ltd. aus Büchen. Dieser aggressive Bastard fährt ohne Zweifel um den Titel „Kracher des Jahres 2017“.

Kein Motorrad-Stil ist zurzeit so aufregend wie der des kalifornischen Desert Sled! Diese kernigen Maschinen stehen für ein leuchtendes West Coast-Amerika der 1960er Jahre, für Wohlstand, Freizeit-Spaß und Optimismus. Jeder schien damals genug Zeit und Geld zu haben, um am Wochenende seiner Hobby-Rennerei in der nächstgelegenen Wüste nachzugehen. Man hatte Spaß an Motorrädern, war aber dennoch kein Outlaw wie die humorlosen Typen von der Rocker-Fraktion. Klar, den Hals konnte man sich jederzeit brechen, aber das war für diese „On-any-Sunday“-Racer genauso okay wie Rauchen, Trinken und die Altölentsorgung in den Wüstenboden.

Die Desert Sleds mussten kräftig, leicht und geländegängig sein – und die sportlichen Triumph-Motorräder aus Old England hatten lange Zeit die besten Gene für diese Art von Rennsport. Tuning geschah zumeist in Eigenregie, folgte den eigenen Regeln und kostete nicht die Welt. Nicht nur sportliche Normalos, sondern auch die Schauspieler-Ikone Steve McQueen und sein Stuntman/Schrauber/Kumpel Bud Ekins hatten mächtig viel Spaß an dieser virilen Freizeitbeschäftigung, wie die zeitgenössischen Aufnahmen des US-Fotografen John Dominis heute noch zeigen. Seine Bilder sind es auch, die den aktuellen Kult um Steve McQueen und die Desert Sleds befeuern.

Triumph Desert Sled von Iconic Cycles

Ist es wichtig zu wissen, was einen reinrassigen Desert Sled von einem Scrambler im Detail unterscheidet? British Bike-Spezialist Arne Petersen aus Büchen hatte jedenfalls keinen genauen Plan vor Augen, als er mal wieder ein Motorrad nur für sich selbst bauen wollte. Irgendwas aus der Ideenwelt „Mojave-Wüstenrenner + Sixdays-Racer + Scrambler + Steve McQueen“ schwebte ihm vor. Und das alles unter Verwendung diverser älterer und neuerer Bauteile, die er entweder noch in seiner Werkstatt rumliegen hatte oder die er einfach an seinem Motorrad sehen wollte. „No rules to worry about“ lautete das Motto Petersens und brachte ihn damit ziemlich genau auf den Pfad, den schon die US-Boys beim Umfrickeln ihrer Gelände-Renner gegangen sind. Das Resultat spricht für sich selbst: Dieses knackige Motorrad gehört ohne Frage zu den Top-Ten des Jahres 2017.

T140 aus Nigeria als Basis

Basis seines Umbaus war eine T140 mit 750 ccm von 1979, die in ihrem ersten Leben als Behörden-Krad in Nigeria (!) diente und die als Leiche vor einiger Zeit nach Deutschland kam. Nach Petersens Geschmack sollte sein Bike eine mächtige 230cm Grimeca Doppel-Duplex-Bremse im Vorderrad führen. Und der Tank mußte ein neckisches Parcel Grid haben. Im Hinterrad wollte er eine konische Nabe mit Durchbrüchen à la Norton-Racer sehen und der Zweifarben-Lack der Maschine orientierte sich an einem originalen Triumph-Muster der 1960er Jahre.

Ein besonders wichtiges Bauteil seines Umbaus ist die Showa-Gabel von einer Suzuki GS 500. Sie ist unter anderem nicht so lang wie das Original und verleiht diesem Bike eine wesentlich bulligere Optik. Mit ihrer schwarzen Lackierung und stilgerechten Alu-Hülsen simuliert sie gekonnt die klassische Optik alter „Pre-Unit“-Triumph.

Schrauberlösungen wie früher

Ein Leitbild beim Aufbau der Triumph hatte Petersen dann doch: nichts zu modern oder zu perfekt machen! Und stets fragen, wie eine Schrauberlösung damals, in den Heydays der Desert Sleds, ausgesehen hätte. Dementsprechend fanden der Ölkühler längs des Rahmenunterzugs oder der Ölfilter an der rechten Gehäuseseite ihren Platz. Überpingelige „Uhrmacher“ hätten es vielleicht anders gemacht, aber, wie schon gesagt: „No rules to worry about“. Weitere Posten auf Petersens Zutatenliste waren:

– LSL-Aluschutzbleche;
– YSS-Grasdruckdämpfer;
– Sitzbank von der Sattlerei P. Kinzlin;
– Motor neu aufgebaut, 60 PS;
– leichter Lithium-Ionen-Akkumulator;
– Sternmutter an den Krümmern aus dem Zubehör;
– 3,5 Gallonen-Tank (US-Tank);
– Continental Twinduro TKC 80-Reifen;
– Front- und Heckscheinwerfer aus dem Zubehör;
– Lenker einer Norton Commando;
– Triumph TT-Krümmer;
– Schalldämpfer-Tüten von Harley-Davidson (auf den Fotos noch nicht zu sehen).

In dieser Form liegt das Leergewicht der Triumph bei etwa 180 kg und dürfte für eine Spitzengeschwindigkeit von 180 km/h gut sein.

Ruckzuck verkauft

Viel Zeit auf seinem Motorrad konnte Arne Petersen übrigens nicht verbringen. Im Juni 2017 fuhr er auf Verdacht zum Motorradfestival Club of Newchurch im österreichischen Neukirchen, um vor großer Kulisse die Resonanz auf seine Triumph zu testen. Bereits beim Abladen der Maschine bekam er ein „Da kommt mein neues Motorrad!“ zugerufen. Uli Brée, umtriebiger Impressario des Club of Newchurch-Festivals, hatte das Bike nur einmal kurz gesehen und sich spontan zum Kauf entschlossen!

Arne Petersen trägt den Ruckzuck-Verkauf mit Fassung, denn der nächste Desert Sled aus dem Hause Iconic Cycles Ltd. ist schon in Arbeit. Wer sich auch so ein Motorrad unter den Weihnachtsbaum stellen möchte: Eine individuelle Triumph in dieser Machart kostet bei Iconic Cycles circa 15.000 Euro. Abholbereit in Büchen (bei Hamburg) rund drei Monate nach Bestellung.

Autor: Achim Bartscht

Weitere Informationen zum Thema

WS: iconic-cycles.com
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