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Foto: A. Pletz

NSU Quickly von Onusseit & Rodewald

Customizing the Godfather of Moped! Am Beispiel der NSU Quickly von Michael Onusseit und Detlef Rodewald aus Lüneburg zeigt sich, dass man schon mit 50 ccm ein wirklich schniekes Custom Bike auf die Räder stellen kann.

Es dauert einen kurzen Augenblick bis man erkennt, dass das hier gar kein Fahrrad im Vintage-Look ist. Tatsächlich hängt da ja ein zierliches Motörchen unter dem Preßstahlrahmen, und bei der Gelegenheit nimmt man auch die spielzeugkleine Trompete von einem Auspuff wahr. Die geschwungene Optik und die grau-weiße Lackierung weisen einerseits schon deutlich in die 1950er Jahre. Andererseits wäre damals doch nichts ohne ordentliche Schutzbleche für den Straßenverkehr zugelassen worden. NSU Quickly? So langsam dämmert die Erkenntnis: das Ding ist ein Custom Bike auf Basis einer 50er aus den Fünfzigern!

NSU Quickly – The Godfather of Moped

Die Betriebserlaubnis nennt das Gerät noch „Fahrradhilfsmotoren Typ: 51 ZT ‚Quickly‘ der Firma NSU Werke AG. in Neckarsulm / Württ.“. Tatsächlich sollte die 1953 vorgestellte NSU Quickly rasch die neue Fahrzeugbezeichnung „Moped“ (von Motor und Pedal) etablieren. Die Höchstgeschwindigkeit für Mopeds wurde vom Gesetzgeber auf 40 km/h festgelegt. Sie waren steuer-, führerschein- und zulassungsfrei und es genügte eine einfache Haftpflichtversicherung. Die Pedale dienten primär zum Anlassen des Motors. Bei Motorstillstand und mit gezogener Kupplung ließen die Pedale über das Getriebe aber eine Kraftübertragung zum Hinterrad zu. Für eine kurze Zeit konnte also immer noch geradelt oder der 1,4 PS starke Motor bei Überholvorgängen mit Muskelkraft unterstützt werden.

Die NSU Quickly entwickelte sich im Nachkriegsdeutschland zu einem echten Schlager und wurde, in verschiedenen Versionen, über eine Millionen Mal gefertigt. Sie als „The Godfather of Moped“ zu bezeichnen, mag etwas zu dramatisch klingen. Ganz falsch ist es nicht.

„Die Kobras“ waren schuld

Michael Onusseit (49, kein Motorradführerschein) ist Graphiker aus Lüneburg und kam beim Besuch der Bremen Classic Motorshow im Februar 2016 auf die Idee mit dem NSU-Moped. Auf dem Stand der Mofa-Rocker „Die Kobras“ war eine Custom-Quickly ausgestellt, die er um ein Haar gekauft hätte. Aber zurück in Lüneburg und zusammen mit seinem Schrauber-Kumpel Detlef Rodewald wurde kurzentschlossen das eigene Quickly-Projekt gestartet, das bis Jahresende fertig werden sollte.

Rahmen, Räder und diverse Teile lagerten schon länger bei einem Freund und wechselten für 100 Euro den Besitzer. Den Motor erstand man beim Oldtimer-Teilemarkt in Ellringen. Er musste allerdings komplett überholt werden und wurde mit einer neuen Kurbelwelle, neuem Pleuel, Kolben, Zylinder und Zylinderkopf wieder zum Leben erweckt. Sandstrahlen und Lackierung erledigte ein anderer Freund für lau. Die Farben wurden nach Bauchgefühl und RAL-Fächer ausgewählt: Perlweiß 1013 und Signalgrau 7004 (weil letzteres auch so schön widersprüchlich klingt). Das NSU-Logo wurde nach Originalvorlage ins Graphikprogramm übertragen, leicht verändert und auf bronzefarbener Folie ausgedruckt.

Weitere Details der Custom-Quickly sind der alte Fahrradsattel von Lepper, ein BSA-Motorradlenker und Skinwall Mountainbike-Reifen von Maxxis. Das Rücklicht stammt von einem alten Fahrrad und als Halterung kam ein überzähliger Schubladengriff zum Einsatz. Der Lackschutz für die Haltespange am Tank wurde aus Schuhleder geschnitten.

Frisieren ist noch immer böse

Die geplante Fertigstellung bis Ende 2016 hätte klappen können, wenn man nicht auf die Idee gekommen wäre, die Quickly noch ein wenig schneller zu machen. Die Tuning-Anleitung eines selbsternannten Fachmanns im World-Wide-Web versprach zwar muntere Extra-Pferdchen für die NSU, führte den neuaufgebauten Motor aber fast zum Exitus. Onusseit und Rodewald gingen geläutert wieder einen Schritt zurück und investierten nochmal in einen neuen Zylinder und Kolben nach alter Norm und Sitte.

Sehr aufwändig war es auch, eine feste Verbindung zwischen dem neuen Kettenblatt und dem Hinterrad herzustellen, ohne dabei die frisch gestrahlte, lackierte und eingespeichte Nabe zu ruinieren. (Bei der originalen NSU-Quickly wurde das Kettenblatt punktweise mit der Nabe verschweißt.) Bereits bei der ersten Probefahrt scherte die Verbindung sofort ab, weil die Schweißpunkte zu schwach ausgeführt waren. Am Ende ist es aber doch etwas geworden, auch weil Andrea und Berthold Krippl von der Firma NSU-Quickly Ersatzteile immer wieder mit Rat und Geduld am Telefon zur Verfügung standen.

Die Bilanz des Quickly-Projekts: Ein Jahr Arbeit in der Freizeit, rund 1800 Euro an Ersatzteilen und die eine oder andere Konfrontation innerhalb des Schrauber-Komitees über die richtige Herangehensweise bei mechanischen Problemen. Dafür wurde aber auch mit der NSU Quickly von Michael Onusseit und Detlef Rodewald ein bildschönes kleines Custom Bike mit originellen Details und perfektem Finish auf die Räder gestellt, das sich wirklich aus allen Winkeln sehen lassen kann. Respekt!

Autor: Achim Bartscht

Weitere Informationen zum Thema

WS: nsu-quickly.de

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6 Antworten

  1. Hallo, die Quickly sieht super aus. Bin auch gerade dabei die von meinem Vater wieder flott zu machen. Könnt ihr mal schreiben was für Reifen ihr da drauf habt? Die sehen gut aus.
    Danke schon mal.
    Gruß Thomas

  2. Moin, sehr schick schaut die Quickly aus.

    Ist das ein originaler Krümmer, oder ist da ein größerer verbaut? Falls ja, was ist es für einer und wie hast du das angepasst?

    Grüße, Daniel

  3. Servus, wunderschöne Quickly, aber ich hätte mal eine Frage. Ist das Rücklicht Marke Eigenbau oder ist dass Gekauft, da ich genau so eine sucht aber nicht finde 🙁
    LG

    1. Moin, das Rücklicht ist Eigenbau. Zitat: „Das Rücklicht stammt von einem alten Fahrrad und als Halterung kam ein überzähliger Schubladengriff zum Einsatz.“

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