Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Honda CB 500 von Frank Kirchhefer

Schwarz-braun steht ihr gut! Die Honda CB 500 von Frank Kirchhefer ist ein schöner Klassiker mit Reihen-Vierzylinder-Motor und wirkt wie ein Racer aus der Honda-Rennsportabteilung.

Manchmal ist es wie beim Abitur-Klassentreffen. Die einst Unscheinbare aus der hinteren Reihe trägt die richtige Frisur, die richtigen Schuhe und ein Kleid zum Niederknien. War man denn früher mit totaler Blindheit geschlagen? Nun ja, nicht unbedingt. Denn zu jeder „Aschenputtel“-Geschichte gehören bekanntlich viel harte Arbeit und… genau, der richtige Prinz, äh, Mann!

In unserem Fall heißt dieser Frank Kirchhefer aus Rotenburg an der Wümme. Der 55-jährige Fernsehtechniker schraubt sich bereits seit Jahren Motorräder der unterschiedlichsten Marken und Typen für den Eigengebrauch zurecht. Die schwarz-braune Honda CB 500 Four hat er 2012 fertiggestellt, um damit an Youngtimer-Rennen in der 500 ccm-Klasse teilzunehmen. Und dabei hat er nicht nur ein flott zu bewegendes, sondern auch ein außergewöhnlich schönes Motorrad auf die Räder gestellt, das zweifelsfrei viel, viel besser aussieht als das brave Original aus der Zeit von 1971 bis 1978.

Motorlackierung im Backofen gebrannt

Die zweifarbigen Tanklackierungen der Honda-Motorräder aus den 1970er Jahren waren schon immer eine Augenweide. Die hier zu sehende braun-schwarze Variante hat genau den richtigen Retro-Touch und hätte für den heutigen Geschmack garnicht besser kombiniert werden können. Dazu passt ideal die schwarze Einfärbung des gesamten Motors, der im Original ja nur silbern lackiert erhältlich war. Jetzt aber, im matten Schwarz, wirkt der 500er wie ein angeschärftes Aggregat aus der Honda-Rennsportabteilung und suggeriert im Zusammenspiel mit den schwarzen Rädern und Auspufftüten einen waschechten Profi-Racer aus der guten alten Zeit. Die völlige Demontage und anschließende Lackierung der einzelnen Motorkomponenten (mit Einbrennlack im heimischen Backofen) war übrigens die bei weitem aufwändigste Arbeit an diesem Projekt.

Ein Tuning des Motors (geplant war einmal der Einbau der schärfern Nockenwelle aus der 650er) wurde nicht vorgenommen. Lediglich die Ein- und Auslaßseite wurden modifiziert. Die offenen Ansaugtrichter wurden in Eigenregie hergestellt und die Originalbedüsung entsprechend aufgefeilt. Auch die Endtöpfe der Auspuffanlage hat Kirchhefer selbst gerollt und geschweißt. Im Rückblick würde er allerdings die Töpfe noch etwas voluminöser ausführen, um den Durchzug der kleinen 500er zu steigern.

Gabel und Vorderradbremse aus Italien

Der größte technische Eingriff besteht in der Verwendung einer Vorderradgabel samt Brücken von einer italienischen Gilera Saturno 500 aus den späten 1980er Jahren und einer 320 mm Brembo-Scheibenbremse von einer Ducati. Das Hinterrad wird von Stoßdämpfern der Marke YSS geführt, die etwas länger als die Originale sind. Die Bereifung besteht aus Bridgestone BT 45, mit denen man auf den schmalen Felgen der Motorräder aus den 1970er und 1980er Jahren nichts falschmachen kann. Insgesamt wirkt die Honda durch diese Maßnahmen viel filigraner und sehniger als die Basis – ein echtes kleines Superbike, dass sich auf der Rennstrecke vor der Konkurrenz aus Yamaha XS und Ducati Pantah nicht zu verstecken braucht.

Viele Details – kleines Budget

Die prägnante Höckersitzbank ist inspiriert von Modellen für Moto Guzzi. Sie ist, wen wundert´s jetzt noch, natürlich selbstgefertigt und bringt durch ihr Volumen das Bike in die richtige optische Balance. Als Rennmaschine hat die Honda keine Lichtmaschine mehr; die Zündung erfolgt ausschließlich über Gel-Batterie. Der Drehzahlmesser ist original, die Seitendeckel wurden aus Aluminium geschnitten und die Fussrasten stammen zur Abwechslung mal aus dem Regal des Zubehörspezialisten LSL.

Und was hat der ganze Spass alias Honda CB 500 Four jetzt gekostet? Ohne Arbeitsstunden, dank großer Schrauber-Erfahrung, einer gut ausgestatteten Werkstatt und eines befreundeten Motorradteile-Händlers, weit weniger als 4000 Euro – inklusive des Motorrads! Wie war das noch gleich? Hinter jeder „Aschenputtel“-Geschichte stecken viel Arbeit und der richtige Mann! Ein großes Kompliment für diese kleine, aber feine Maschine, Frank Kirchhefer.

Was sagt die Fahrerin?

Die Honda gehört jetzt Steffi Thom aus Hamburg, die mit der Maschine ebenfalls an Youngtimer-Rennen teilnimmt. Zu sehen war sie mit dem Racer unter anderem beim Hamburger Stadtpark-Revival 2014. Von ihr wurden auch die schönen Fotos zur Verfügung gestellt. Ihre Fahreindrücke schildert sie so:

„Wie viele Kilometer die Honda im Jahr insgesamt läuft, kann ich gar nicht sagen, denn sie hat ja keinen Tacho mehr. Aber so circa sieben bis acht Events bzw. Prüf- und Einstellfahrten bestreitet sie jedes Jahr. Wie fühlt sich die Maschine auf der Strecke an? Für mich großartig! Wenn Sie morgens endlich angesprungen ist (sie hat keinen Choke), brummt sie mit tiefer Stimme. Die Schaltung ist ein wenig hakelig, je nachdem, welches Öl sie bekommen hat. Auf der Strecke ist sie schön handlich. Sie legt sich gut in die Kurven (obwohl ich die Kurven noch besser fahren könnte). Auf der Geraden könnte sie ein wenig mehr Dampf haben. Das wollte Frank ja mit neuen Endtöpfen rausholen. Zurzeit habe ich auf der Geraden nicht immer soooo die Chancen und muss dann halt in den Kurven besser sein. Aber egal, das wohlige Vibrieren und das ’nicht zickig sein‘ (also sie verzeiht auch mal einen Fehler) gefällt mir gut und ist für mich ideal. Pflege braucht sie nicht wirklich viel. Ab und zu einen Schluck Öl; die Batterie muss einmal am Tag geladen werden (wenn man fünf mal am Tag fährt, einmal mehr); die Krümmer muss ich mal wieder schwärzen und, naja, Kette fetten. Ansonsten läuft sie wie ein Uhrwerk (toi, toi, toi).“

Autor: Achim Bartscht

Mehr zur Honda CB 500 von Frank Kirchhefer

WS: wikipedia.org/Honda-CB-500

Auch schön

BMW R 100 S von Martens und Böse

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert