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BMW R 60 / 7 Maschinisten & Soehne

BMW Baureihe /7 – Als Klassiker wieder hip!

Herr Ober, zum Wiedereinstieg einen Klassiker bitte! Doch was wählt der Mann von Welt für seine Biker-Karriere 2.0? Eine BMW aus der Baureihe /7!

In den 1980er Jahren empfand ich die BMW-Boxer noch als zu lahm, zu unattraktiv und zu bieder. Reine Nutzfahrzeuge und damit genau richtig für mopsige 50-Jährige, die auf breite Sitzbänke und Packtaschen stehen.

Aber heute? Nach langer Abstinenz vom Motorradfahren (und mit fast 50 Jahren) sollte mein zukünftiges Bike bemerkenswerter Weise ebenfalls viele biedere Eigenschaften aufweisen. Zu meinen Anforderungen zählten: Leistung war sekundär. Es sollte billig, robust und bequem für Fahrer und Beifahrer sein. Es sollte aus Europa kommen und Speichenräder haben. Ein klassisches Motorrad eben. Und mit dieser Wunschliste in der Hand kommt man an den alten Boxern nicht mehr vorbei.

Die letzten mit Speichenrädern

Alte BMWs gibt es noch in recht großer Zahl und, vom verbastelten Schrotthaufen bis zur toprestaurierten Wertanlage, in allen Aggregatszuständen und zu allen Preisen. Ersatzteile sind neu oder gebraucht vergleichsweise günstig zu haben. Eigenhändige Wartung geht problemlos, die Technik ist robust und langlebig. Die letzten mit Speichenrädern sind die frühen Modelle der Baureihe /7. Am billigsten sind hier die hubraumschwachen 600er. Der Komfort für zwei Personen ist sprichwörtlich und das Herstellungsland Deutschland liegt bekanntlich in Europa. Bingo!

Mein Motorrad habe ich dann von einem Veteranen-Händler im Raum Braunschweig gekauft. Baujahr 1977, monzablau-metallic, mit offenbar geringer Laufleistung auf der Uhr. Für 2400,- Euro inklusive neuer TÜV-Abnahme. Nach einem Monat rumfahren und einem Check durch eine Fachwerkstatt war leider klar: Das Ding ist eine ausgelutschte Möhre und viel näher dran an den 100.000 als an den offiziellen 50.000 Kilometern. Anfängerpech, mit „billig“ war dann erstmal Schluß!

Fahren heute noch gut

Und wie fährt sie sich heute, die R60/7? Erstaunlich gut! Die Maschine fühlt sich mit dem großen Tank und der breiten Sitzbank angenehm erwachsen an. Der Geradeauslauf und die Handlichkeit sind auch für heutige Ansprüche absolut okay, die Federung und der Sitzkomfort immer noch gut. Die 40 PS ziehen natürlich nicht die Wurst vom Teller und die große Schwungmasse sowie der Kardanantrieb erfordern einen vorausschauenden, fließenden Fahrstil.

Die Mechanik des Motors ist nach heutigen Maßstäben laut. Die Einscheiben-Bremse vorne und das Fünfgang-Getriebe bestenfalls zufriedenstellend. Für die Stadt ist die BMW eher zu schwer und zu breit. Für die Autobahn ist die Getriebe-Übersetzung der 600er etwas zu kurz, obwohl das Handbuch eine zulässige Dauerdrehzahl von 6500 U/min nennt (das will man ihr aber nicht mehr antun). Am besten läuft sie auf der Landstraße. Zwischen 4000 und 5200 Touren ist sie auch recht munter und – dank des kleinen Hubraums – sehr laufruhig. Der Tank ist groß (24 Liter), die gesamte Elektrik funktioniert wie am ersten Tag und auch die Armaturen arbeiten immer noch zufriedenstellend. Ehrlich, ich liebe „Made in Germany“!

Technisch eindeutig und durchschaubar

Doch warum ist eine alte BMW auf einmal hip? Na, weil plötzlich alle klassischen Motorräder sehr lässig daherkommen, egal ob Europäer, Japaner oder Amerikaner. In ihrer Klarheit sehen sie einfach (wieder) gut aus. Und sie sind technisch noch eindeutig und durchschaubar: Der Tank ist ein Tank (und kein verkappter Luftfilterkasten, wie bei diversen modernen Maschinen). Nur Gasgriff und Bowdenzüge öffnen die Vergaser; die Bremsen werden allein über die Hebel und Pedale dosiert. Elektrik ja, Elektronik à la Einspritzsystem, ABS, ESC und Wasauchimmer – nein. Was wie Stahl aussieht, ist Stahl; was wie Aluminium aussieht, ist Aluminium. Sie sind einfach „echt“.

Lange Tradition verbindet

Und noch etwas: Die lange Tradition der großen Marken ist ein weites Band, das viele Menschen verbindet. Ich bin jedenfalls noch nie so oft von ergrauten Männern angesprochen worden, die sich beim Anblick meiner /7 stolz als ehemalige BMW-Eigner vorstellten und ins Schwelgen gerieten. Mir gefällt das.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Ein Detail der alten „Beemer“ ist mir besonders lieb. Die weißen Zierlinien auf dem Tank und den beiden Kotflügeln wurden in der Spandauer Fabrik von Hand gezogen und sind damit echte alte Handwerkskunst. Das hat doch nun wirklich was!

Autor: Achim Bartscht

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2 Antworten

  1. Ich habe auch eine. Eine?, ich habe 5:
    1 R60/7,
    1 R80/2,
    1 R60/2,
    1 R 69S mit Steibseitenwagen 501 S,
    1 Suzuki DR 350 Paris – Dakar (hätte damals lieber Sidney Rome gehabt).

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